Kirche Thierfeld, Barbarakapelle

Kirche Thierfeld, Barbarakapelle

Künstler:
August Mebert
Erstellt im Jahr:
1896
Auftraggeber:
Evangelisch-Lutherische Pfarrkirche Thierfeld
Ausführung:
Juni - Juli 2003, Juli - September 2004, August - September 2005

In einem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützten Forschungsprojekt wurde die in einer Diplomarbeit an der Hochschule für Bildende Künste Dresden erarbeitete Konzeption zur Konservierung und Restaurierung der Malereien in der Barbarakapelle der Kirche zu Thierfeld umgesetzt und weiterentwickelt. Ziel der Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten war der Erhalt der Malereien des Dekorationsmalers August Mebert aus dem 19. Jahrhundert. Diese befinden sich über den darunter liegenden mittelalterlichen Malereien und lehnen sich sowohl inhaltlich als stilistisch an diese an.

Die Kirche zu Thierfeld, im Zwickauer Land, ist eine Chorturmkirche aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der östliche Abschluss, die sogenannte Barbarakapelle wurde im 13. Jahrhundert an den vorhandenen Turm angebaut.

Sie weist einen quadratischen Grundriss auf und wird von einem Kreuzgratgewölbe überspannt. Sowohl die Wände als auch das Gewölbe der mittelalterlichen Kapelle wurden vermutlich bereits zur Entstehungszeit bemalt, wobei es sich hierbei um den umfangreichsten und ältesten erhaltenen Wandmalereizyklus im Erzgebirge handelt. Dieser beinhaltet als Thematik das „Himmlische Jerusalem“. Die Malereien zeigen an den Wänden Könige, Propheten, Apostel und Heilige, in Registern neben- bzw. untereinander. Im Gewölbe ist die Himmelswiese mit Blumen und Sternen, mit Sonne und Mond, sowie den vier Evangelistensymbolen und dem Lamm Gottes dargestellt. Als Künstler oder Werkstatt werden Mönche aus Naumburg vermutet, die möglicherweise vom Kloster Grünhain stammten.

Spätestens nach der Reformation sowie während weiterer Renovierungen wurden die Malereien der Kapelle mehrfach überstrichen.

Nach ihrer Wiederentdeckung im Jahre 1896 wurde der Dekorationsmaler August Mebert aus Dresden mit der Erhaltung der mittelalterlichen Kalkmalereien betraut. Er legte diese frei, um sie dann teilweise zu überputzen und komplett zu übermalen. Stilistisch und inhaltlich hielt sich Mebert jedoch an das Vorbild des 13. Jahrhunderts, sodass alle Wände und das Gewölbe auch heute noch die Thematik des „Himmlischen Jerusalems” zeigen. Technologisch weicht die Übermalung jedoch insofern ab, als dass er als Bindemittel einen proteinhaltigen Leim verwendete.

Da die Untersuchungen einen Bestand der mittelalterlichen Malschicht von lediglich ca. 35 Prozent ergaben, die Fassung zudem teilweise ausgesprochen fragil erschien, wurde sich für die Restaurierung der nahezu komplett erhaltenen Ausmalung des 19. Jahrhunderts entschieden. Der Bestand dieser Fassung war in großen Teilen jedoch relativ stark gefährdet. Die Übermalung zeigte großflächige Verdunklungen der Oberfläche, bereichsweise starke Schäden und bereits eingetretene Substanzverluste. Als wichtige Voraussetzung für Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten galt es zudem, eine Musterlösung zur Reduzierung der Feuchtigkeit in dem gesamten Raum zu erarbeiten.

In einer Diplomarbeit in den Jahren 1999/2000 an der HfBK Dresden wurde zunächst die gesamte Problematik der Barbarakapelle erfasst und eine Konzeption zur Konservierung und Restaurierung der Malereien entwickelt. Diese Arbeit fand ihre Fortsetzung in einem, durch die DBU unterstützten Forschungsprojekt, in dem die Zusammenhänge zwischen der Schadensgenese und den klimatischen, geohydrologischen und peripheren baulichen Bedingungen evaluiert wurden.

In den Jahren 2003-2005 wurde in drei Bauabschnitten in Zusammenarbeit (freiberufliche Mitarbeit im ersten und dritten Bauabschnitt sowie Arbeitsgemeinschaft im zweiten Bauabschnitt) mit Dipl.- Restauratorin Cathrin Limmer, die erarbeitete Konservierungs- und Restaurierungskonzeption umgesetzt bzw. weiterentwickelt. Beteiligung an folgenden Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen:

-Kartierung des Bestandes der historischen Putz- und Fassungsschichten

-Kartierung der Schäden

-Hinterfüllung von Hohlstellen

-Verklebung von Putzschollen

-Testreihen zur Strukturverfestigung des Putzes

-Testreihe zur Salzreduktion

-Festigung der Malschicht

-Reinigung der Malschicht

-Schließen von Fehlstellen im Putz

-Farbliche Integration von Fehlstellen (Trateggioretusche u. Lavellatura)

Projektbeteiligte:

Frau Dipl.- Restauratorin Cathrin Limmer, Auftragnehmerin Dipl.- Restauratorin Sylvia Lenzner, Auftragnehmerin (ARGE im 2. Bauabschnitt) bzw. freiberufliche Mitarbeit (im 1.und 3. Bauabschnitt)

Praktikantinnen: Sigrid Hudetz, Anne- Kathrin Fischer

Dr. Steffen Laue, Dr. rer. nat. Christoph Franzen sowie Dipl.- Ing. Stefan Weise, Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt e. V.

Prof. Karin Petersen, Uni Oldenburg

Dr. Ing. Blechschmidt, Ingenieurbüro

Yves Hoffmann, Landesamt für Archäologie Sachsen

Dipl.- Restaurator Thorsten Niemoth, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen

Herr Püschmann, Büro für Baupflege Zwickau

Herr Jörg Markstein, Vertreter der ev.- Luth. Kirchgemeinde Thierfeld

Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)



Oberes Bild: Barbarakapelle, Gewölbe, Detailansicht. Himmelswiese, Gotteslamm und Evangelistensymbole.

Abb.: 1

Abb.1: Außenansicht der Kirche gen Südwesten. An den Turm angebaute Barbarakapelle im Osten der Kirche.

Abb.: 2

Abb.2: Barbarakapelle, Innenraum gen Osten, nach der Restaurierung.

Abb.: 3

Abb.3: Barbarakapelle, Südwand, Oberes Register- Vertreter des Alten Testament: Propheten und Heilige, unteres Register- Vertreter des Neuen Testaments: Apostel, nach der Restaurierung.

Abb.: 4

Abb.4: Barbarakapelle, Südwand, Detail: Apostel. Die Befundöffnungen belegen, dass sich Mebert stilistisch und inhaltlich an das Vorbild des 13. Jahrhunderts hielt.

Abb.: 5

Abb.5: Barbarakapelle, Ostwand, südlicher Bereich, Detail. Möglicherweise handelt es sich bei den beiden dargestellten weiblichen Personen an der Ostwand um Kunigunde, die Frau von Kaiser Heinrich II (links) sowie die heilige Elisabeth von Thüringen (rechts).

Abb.: 6

Abb.6: Barbarakapelle, Gewölbe, Südwestlicher Bereich, Zustand vor der Malschichtfestigung.

Abb.: 7

Abb.7: Barbarakapelle, Gewölbe, Südwestlicher Bereich, Zustand nach der Malschichtfestigung.

Abb.: 8

Abb.8: Barbarakapelle, Nordwand, Detail. Zustand rechts- vor, links- nach der Reinigung der Malereioberfläche.

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sylvia lenzner - diplom restauratorin

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