Das Schloss zu Hessen wurde erstmals im Jahre 1229 erwähnt. Eine Niederungsburg, aus einer von einem Graben umgebenen Haupt- und Vorburg bestehend, ist nachweislich seit dem 14. Jahrhundert belegt. Im 16. Jahrhundert erfolgten umfassende bauliche Veränderungen am Schloss, zunächst zwischen 1534-38 durch Curt von Schulenberg und zwischen 1562-68 unter Herzog Julius, welcher das Schloss anlässlich seiner Vermählung mit Hedwig von Brandenburg von seinem Vater Heinrich d.J. zum Unterhalt erhielt. Weitere bauliche Maßnahmen wurden zwischen 1589 und 1613 unter Julius` Sohn, Herzog Heinrich Julius und im Jahre 1654 durch August d.J. vorgenommen.
Das einstmals stattliche Schloss bestand zu dieser Zeit aus einer kastellartigen vierflügeligen Oberburg, einer dreiflügeligen Vorburg (Unterburg) und einem großen Wirtschaftshof. In der Folgezeit kam es allmählich zum Verfall des Schlosses. So wurde während der Bodenreform in den Jahren 1948-1950 aufgrund des desaströsen Erhaltungszustandes der Westflügel zwecks Materialgewinnung abgerissen. Der weitere Verfall des Schlosses führte schließlich dazu, dass im Winter 1971 / 72 auch der Nordflügel aufgrund von Einsturzgefahr bis in die Flucht des Ostflügels abgerissen wurde.
In dem aus mittelalterlicher Zeit stammenden, zum Kernschloss gehörenden Turm haben sich im Zimmer des 1.Obergeschosses Gewölbe- und Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Bei den Malereien handelt es sich um niederländisch-flämisch beeinflusste Groteskenornamente mit Beschlag- und Rollwerkelementen auf weißem Fond. Sie wurden in Seccotechnik (Bindemittel: Kasein) ausgeführt.
In einer Diplomarbeit an der Hochschule für Bildende Künste Dresden wurde eine Konservierungs- und Restaurierungskonzeption für die Malereien in dem Turmzimmer als denkmalpflegerische Zielstellung unter Einbeziehung der baulichen Gesamtsituation entwickelt.
In Vorbereitung hierfür erfolgte zunächst eine umfassende restauratorische Untersuchung der Ausmalung sowie des Malereiträgers, die folgende Teilgebiete umfasste:
-Bau- und kunstgeschichtliche Einordnung der Malereien
-Untersuchungen zum Bestand
-Untersuchungen des Putzes und der Fassungsschichten (Material, Aufbau, Technik)
-Untersuchungen zur Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte
-Zustandserfassung, Schadenskartierung und -dokumentation (EDV-Kartierung)
-Schadensursachenanalyse
Neben der Ausführung einer Probeachse zur Konservierung und Restaurierung der Malereien am Beispiel eines ausgesuchten Bereiches, bildete das wissenschaftlich- theoretische Thema, die Calciumsulfat-Entfernung und -Umwandlung an Wandmalereien, inklusive einer umfangreichen Testreihe zur Behandlung der stark gipsbelasteten Malereien, einen weiteren Schwerpunkt der Aufgabenstellung.
Die während der Diplomarbeit erarbeitete Konservierungs- und Restaurierungskonzeption wurde von September 2010 bis September 2011 umgesetzt bzw. weiterentwickelt. Das Konservierungs- und Restaurierungskonzept umfasste folgende Arbeiten:
-Trockene Reinigung
-Strukturverfestigung und Konsolidierung der Putze
-Verklebung von Schichtentrennungen der Kalkgrundierung (Kalkschlämme) bzw. verklebendes Niederlegen von Schalen- und Schollenbildungen der Kalkschlämme;
-Verklebung und Festigung der Malschicht
-Salzreduktion
-Schließen von Fehlstellen im Putz und in der Kalkschlämme
-Integration von Fehlstellen